Dienstag, 22. Dezember 2015

Bericht: Rechte Gewalt zum Weihnachtssingen

Jetzt ist es eindeutig: Dresden ist nicht Leipzig. Die Neustadt ist nicht Connewitz. Und die Gewalt im Umfeld von PEGIDA braucht PEGIDA nicht mehr.

Gestern kam es, anders als am 19.10, nicht zu Gewaltexzessen die von PEGIDA aus ihren Anfang nahmen. Stattdessen passierte, was ein Dresdner KriPo-Beamter (dessen Namen wir nicht nennen werden), so beschreibt: "Man muss unterscheiden: Es gibt PEGIDA und es gibt Menschen im Umfeld von PEGIDA, die am Montag die Veranstaltung nutzen, um im Umfeld massiv Gewalt anzuwenden."

Für einen Überblick ist es noch zu früh , jedoch wurde ein Reporter dieses Blogs Zeuge eines Überfallartigen Angriffs rechter Hooligans in der Neustadt. Dieser Post soll berichten und einordnen.

Die Rolle von PEGIDA


Bereits am frühen Abend, also zwischen 17 und 19 Uhr wurde deutlich, dass die angemeldete Veranstaltung des fremdenfeindlichen PEGIDA-Vereins nicht so viele organisierte rechte Gewalttäter anziehen würde, wie das einjährige Jubiläum am 19.10. Das heißt natürlich nicht, dass keine Rechtsextremen auf dem Königsufer waren. Trotzdem konnte an den Polizeisperren um das Königsufer gut beobachtet werden, wie viele Gruppen männlicher PEGIDA-Sympathisanten, sich auch nach Beginn der Veranstaltung nicht in den abgesicherten Bereich begeben haben. Stattdessen schienen sie darauf zu warten, doch noch in die Neustadt zu marschieren.

Der harte Kern - also die gewaltsuchenden Hooligans - jedoch sammelte sich nach Angaben von Dresden Nazifrei nördlich der Stauffenbergallee.

Anders als die Polizei das in ihrer Gefahreinschätzung etwa über die linken Gegenveranstaltungen beschreibt, brauchen Rechtsextreme also nicht PEGIDA als "Dekungsmasse". Ihnen dient der Montag und PEGIDA lediglich als Termin- und Stichwortgeber. Die Teilnahme ist dabei optional.

Der Angriff


Gegen 20 Uhr wurde ein Warum-Dresden Reporter auf eine einzelne Person aufmerksam, die sich im Kreuzungsbereich Bischofsweg/Kamenzer Straße aufhielt. Der Mann fiel wegen seiner verhältnismäßig hellen Kleidung, seinem beobachtende Verhalten, seiner großen Wachsamkeit und einer fehlenden Zuordnung zu eher linksalternativen Gruppen auf, die zu diesem Zeitpunkt in dem Bereich unterwegs, jedoch nicht in Sichtweite waren. 

Einzig eine Ansammlung von etwa 25 Personen war zu erkennen. Die Anwesenden waren offenbar zum Teil als Bezugsgruppe vorher auf der Dresden Nazifrei-Kundgebung. Sie hielten sich zusammen mit Bewohnern der Neustadt  im Bereich Kamanzer-/Sebnitzer Straße auf.

Die einzelne Person verschwand kurz darauf in die Frühlingsstraße, aus der etwa eine Minute später 20-30 Hooligans auftauchten. Diese fingen sofort an, in Richtung der weiter südlich versammelten linken Gruppe zu pöbeln und sich gegenseitig in breitestem dresdener Dialekt zu motivieren: "René, komm schon!", "Lasst uns das jetzt machen!" Sekunden später flog ein Böller in Richtung der sich schützend formierenden Linken.

Auf dieses Startsignal hin stürmten die Hools los. Außer einem einzelnen, eher verzweifelten Flaschenwurf, konnte ihnen die kleine Ansammlung wenig entgegensetzen. Es setzte sofort eine Fluchtbewegung in alle Richtungen ein. Die Verfolgung erfolgte unter lauten "Frei-Sozial-Und National"-Rufen in erster Linie entlang der Kamenzer Straße.

Weitere Opfer wurden dabei billigend in Kauf genommen: Die Hooligans warfen wiederholt Steine und Straßenmobilar nach den zurückweichenden Linken. Einige bisher unbeteiligte Bewohner, zum Teil mit kleinen Kindern, die sich in der Kamenzer Straße aufhielten, wurden so binnen Sekunden zu Beteiligten und Opfern. Unter großer Gefahr wurden sie von einzelnen linken Demonstranten in Hauseingänge gerettet.

Wie groß die Gefahr war, zeigte sich im Nachhinein. Eine weibliche Person wurde ohmächtig in der Sebnitzer Straße gefunden. Sie war nach Zeugenaussagen bei der Flucht gestürzt und danach angegriffen worden. Ein Notarzt traf etwa gleichzeitig mit mehreren Bezugsgruppen aus dem autonomen Spektrum ein.

Nach dem Scharmützel, das nur wenige Minuten dauerte, hatten sich die Hooligans zu diesem Zeitpunkt offenbar wieder nach Norden zurückgezogen.

Die etwa 20 Minuten später massiv anrückende Polizei riegelte die gesamte Neustadt ab. Von polizeilichen Maßnahmen gegen rechtsextreme Gewalttäter ist nichts bekannt.

Die Neustadt ist nicht Connewitz


Anders als in Leipzig, gab es gestern in Dresden keine massiven Ausschreitungen. Auch war die linke Szene nicht stark und/oder organisiert genug, um Angriffe in das Szeneviertel hinein abzuwehren. Den wenigen ex-Demonstrationsteilnehmern auf der Kreuzung blieb nur die Wahl zwischen einer Auseinandersetzung in Unterzahl oder der Flucht. Einige wenige Personen warnten Passanten, wichen nur langsam zurück oder hielten gar aus und lieferten sich Wortgefechte und hielten so einige der Hooligans von der Verfolgung der Fliehenden ab.

3 Kommentare:

  1. Man sollte noch erwähnen das eine Gruppe von etwa 50 Antifaschisten welche sich in Richtung Park aufmachte, von wo aus die Nazis operierten, direkt von der Polizei über Stunden festgesetzt wurde, während eine Strasze weiter eine weitere Person von Nazis verletzt wurde. #BomberHarrisDoItAgain

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  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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    1. Sagte der dümmliche Gewaltbefürworter und bewies damit erneut wie "friedlich" die Pegidioten & anderen Spinner tatsächlich sind... Klapp einfach Dein Atemloch zu und halt den Rand du brauner Vollpfosten!

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